Wie zwei spielende Delphine

Von Peter Schröter

Das therapeutische Moment im WasserTanzen (WATA) besteht in gefühlter und zugelassener Nähe bzw. erlaubter und erfahrener Abgrenzung. Einfühlsame Begleitung erlauben Gefühle der Angst, Unsicherheit, Schutzlosigkeit, Scham aber auch Wut, Freude und Erregung in einem geschützten Rahmen sich zu entfalten und zu integrieren.

Im Folgenden soll etwas genauer ausgeführt werden, warum WATA ein wichtiges Instrument zur therapeutischen Behandlung als auch eine neue Form von Körper- und Energiearbeit darstellt.

1) Bis zu 50% unserer Körperenergie gehen im Stehen und Sitzen durch die Arbeit der Haltemuskulatur verloren (dies besonders bei einer unökonomischen, schlechten Haltung). Im Wasser wird diese Muskulatur nicht eingesetzt und kann sich speziell durch Anwenden von Massagen und Bewegungsabläufe - entspannen. Die dadurch freiwerdende Energie steht dann zur Verfügung und wird häufig empfunden als große Bewusstheit bei gleichzeitiger tiefer Körperentspannung.

2) Durch den Wechsel vom Erd- ins Wasserelement verlagert sich auch die Sinneswahrnehmung vom propriozeptiven Muskelsinn hin zum taktilen Haut- und Berührungssinn. Da der taktile Sinn entwicklungsgeschichtlich früher liegt, ist es möglich, dass es zu Regressionen kommt, aber auch alte Verletzungen und Traumen wieder aktiviert und integriert werden müssen.

3) Muskuläre Entspannung und Atemstopp befreien den Atem und verlängern den Atemzyklus. Der Atemstopp unter Wasser gelingt viel leichter als an der Luft, da hier der Tauch- und Inspirationsreflex ins Spiel kommt. Dieser verdeckte, aber noch vorhandene Reflex tritt bei der Benetzung des Gesichtes mit Wasser ein und verschließt beim Säugling automatisch den Nasen-/Rachenraum. Weiterhin werden die wichtigsten Stoffwechselprozesse im Körper herabgesetzt (Muskeltonus, Herz- und Atemfrequenz). Auch die bewusste kortikale Kontrolle (Atemanhalten als angstvolles Zusammenziehen) verliert sich.

4) Die beim WATA von außen induzierte Wellenbewegung mit dem sich entspannenden Körper öffnet den Strömungsreflex - von heftigsten Körperbewegungen bis zum feinsten Vibrieren. Diese Rückbindung an den tiefsten Wesenskern des Organismus ist häufig mit Gefühlen der Freude und Wonne verbunden.

5) Der Tanz zu zweit erfordert das Einnehmen und Annehmen gegenpoliger Rollen, die schließlich im Yin - Yang - Prinzip enden. Erst die wirkliche Übernahme der Verantwortung und das genaue Hinspüren für beispielsweise den Rhythmus des Auf- und Untertauchens erlaubt Hingabe. Die Erfahrung des wieder gefundenen Urvertrauens mündet manchmal in Eigenbewegungen, denen der Tänzer zu folgen hat: Schutz bietend bei größtmöglicher Freiheit des Bewegungsspielraumes. Hier kommt es dann zum "Rollentausch", sogar zur Aufhebung der Rollen: es entsteht "flow", zwei offene Systeme in Resonanz. Zwei spielende Delphine, die instinktiv Bewegungen vorausahnen; Führen und Geführt werden sind eins.
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